Der wahre Indikator für Frühling ist nicht strahlender Sonnenschein, nur halb die steigende Temperatur oder das, was blüht. Vor den Blumen kommen nämlich noch die Vögel, die im Dunkeln zwitschern und du weißt, aha, jetzt ist der Winter vorbei. Aha, jetzt geht’s bergauf. Endlich.
Kurze Zeit später kommt die Kreissäge, die den Jahreszeitenwechsel nun auch offiziell einläutet. Vielleicht sind schon ein paar Kirschblüten zu sehen von dieser seltenen Baumart, sowieso japanisch wahrscheinlich, aber eigentlich ist noch alles kahl. Bäume kahl. Boden kahl. Wiese sowieso auch kahl. Die Kirschblüten werden gerade nicht beschnitten. Zu schön. Beschnitten werden nur die hässlichen. Diese Kreissäge, die bringt dabei den Frühling. Die bringt den Umschwung, wie sie da so über die Straßen fliegt. Zusammen mit den Vögeln. Die fliegen nicht weg. Und wenn, dann nur kurz, in der Art zwei Flügelschläge lang, zwei Flügelschläge kurz. Zwei lang, zwei kurz. Sie sind zu städtisch sozialisiert.
Du lässt das Fenster offen, auch wenn die Häuser in ihrer Anordnung das Geräusch verzehn- oder verhundertfachen, eigentlich ein normales Alltagsleben unmöglich machen. Man könnte den Wagen, der die Äste mechanisch aufnimmt, mit dem Müllwagen verwechseln – vom Geräusch her – dabei sammelt der doch nur die Äste auf und bringt die Kreissäge mit, bringt den Frühling und die Äste dann irgendwo anders hin.
Der Himmel ist übrigens graumeliert und die Temperatur knapp über zehn Grad.